Architektur
Im Auftrag von Jakob erarbeiteten die Architekten des Schweizer Büros rollimarchini gemeinsam mit den in Vietnam stationierten Architekten von G8A das Konzept für den Neubau unserer Fabrik in Saigon. Dabei galt es, ein innovatives Baudesign zu entwickeln, dass auf ein feucht-tropisches Klima ausgelegt ist.
Die Lösung: Drei mehrgeschossige Baukörper gruppieren sich als Einheit um einen Innenhof. Um den Energieverbrauch zu minimieren, setzt Jakob beim Fabrikneubau auf ein energiereduzierendes Bauprinzip aus natürlich durchlüfteten Räumen und grünen Fassaden. Dabei kommen Seile und Edelstahlnetze aus der eigenen Fertigung zum Einsatz.
Natürliche Durchlüftung
Unter grossen, vor Sonne und Regen schützenden Dächern werden Räume angeordnet, die mit Schiebelementen bis zu 60 Prozent geöffnet werden können. So wird eine natürliche Durchlüftung gewährleistet. Zusätzlich unterstützen einfache Ventilatoren einen konstanten Luftstrom, der die gefühlte Temperatur in den Gebäuden um mehrere Grad senkt. Aufgrund der hohen Fassaden war dieser Ansatz allein jedoch noch nicht ausreichend, um einen vollständigen Hitze- und Regenschutz zu gewährleisten. Dieses Problem wird ergänzend gelöst durch «hängende Gärten» aus Pflanzgefässen, die an Edelstahlseilen und Netzen hängen. Die grünen Wände beschatten nicht nur die Innenräume und filtern Schadstoffe aus der Luft, sie senken durch Verdunstung auch die Gebäudetemperatur.
Hängende Gärten
Die Vegetation der grünen Wände wächst in Pflanzgefässen, die sich über die gesamte Fassadenlänge der Gebäude erstrecken. Über sechs Kilometer diagonal verlaufende Edelstahlseile tragen bis zu neun Ebenen von Pflanzgefässen. Die 16 Millimeter starken Seilzuglieder leiten die Lasten oben in die stählernen Dachträger und unten in die Bodenplatten ein. Die Pflanzgefässe selbst bestehen aus einem Grundrahmen aus Rechteckprofilen und einer wasserdichten Schicht, die von Webnet Seilnetzen gehalten wird. Alle strukturellen Komponenten sind aus Edelstahl des Typs 316 angefertigt, der eine grosse Dauerhaftigkeit gegenüber Korrosion bietet. Zusätzlich zu den strukturellen Elementen enthält die grüne Fassade ein vollautomatisches Bewässerungs- und Düngesystem.
Energie und Emission reduzieren
Die so begrünten und durchlüfteten Gebäude reduzieren Energiekosten und Emissionen. Wo die Gebäude nach Aussen nicht geöffnet sind, lassen mobile Schiebewände aus transluzentem Polykarbonat das Sonnenlicht eindringen. Die Nutzung von natürlichem Licht für die Innenräume reduziert den Strombedarf der Fabrik weiter.
Das mehrgeschossige Design der Fabrikgebäude spart Platz auf der Grundfläche. Anstelle der üblichen horizontalen Verteilung der Fabrik auf einem eingeschossigen Grundriss haben die Architekten die erforderlichen Arbeitsbereiche übereinander angeordnet. Das Jakob Betriebsgelände umfasst so ein dreistöckiges Produktionsgebäude, ein Verwaltungsgebäude und eine überdachte Lager- und Parkfläche. Im Masterplan haben die Architekten zudem bauliche Erweiterungsetappen im gleichen energiereduzierenden Bauprinzip angedacht, um bei Bedarf weitere Fertigungsräume schaffen zu können.
Oase im Innenhof
Im Zentrum des Geländes befindet sich ein grosszügiger Innenhof. Mit Gras bewachsene und mit Bäumen bestandene Pflanzinseln akzentuieren den Hof. Die Gehwege zwischen den Inseln sind mit Kies bedeckt, so dass überschüssiges Wasser versickern kann. Diese Anordnung bietet den Mitarbeitenden einen parkähnlichen Aufenthaltsbereich mit schattenspendenden Bäumen, Sportgeräten, Volleyball- und Tischtennisplätzen.
Ausblick
Die grüne Fassade der Fabrik erfüllt nicht nur ihren funktionellen Charakter für den Fertigungsstandort von Jakob Rope Systems, sie wird auch zu einem inspirativen Impuls für andere Unternehmen. Sie zeigt eine Möglichkeit auf, sich zu «öffnen» für eine natürliche Belüftung und Entwässerung und für bessere Arbeitsbedingungen mit geringeren ökologischen Auswirkungen.
Die Nutzung der natürlichen Belüftung mit Hilfe von Edelstahlseilsystemen und grünen Fassaden liefert ein Beispiel für nachhaltige Architektur. Die Gestaltung dieses Projekts könnte weitere Entwicklungen sowohl in Vietnam als auch weltweit anstossen.
Technische Details Fassade
Bauteile Fassade:
Gesamtfläche Pflanzentrog-Fassade: 4250 m2
Seile: Jakob 6x19+WC, Ø16 mm, AISI 316, Gabel mit Spannschloss / Aussengewinde aufgewalzt
Klemmen / Umlenkpunkte: AISI 316
Verankerungsbauteile: Baustahl S355
Rahmen Pflanzengefässe: RHS-50x100x2.5, AISI 316, Total rund 6 km
Rahmen Pflanzengefässe:
Querstreben: SHS 50x3, AISI 316
Pflanzengefässträger: 20261-0150-080 mit Haken, 3000 m2
Erdträger: Webnet, Seildurchmesser Ø1,5 mm, Maschenweite: 80 mm, mit Haken an Reling (Ø10 mm)
Horizontale Auflager: Mit Verbundmörtel eingeklebte Seile Ø10 mm, Total rund 190 Stück
Vertikale Absturzsicherung: Webnet 20261-0150-080 mit Haken, Total rund 500 m2
Lasten Pflanzengefässfüllung: 3 kN/m2
Durch. abgeminderter Staudruck: 0,3 kN/m2
Bauablauf:
1. Montage Seile, Einbau unter bestimmter Vorspannkraft (P0 = 15 kN)
2. Montage Rahmen Pflanzengefässe
3. Montage horizontale Auflager
4. Montage Webnet
5. Anbringen Membran, Drainageschicht, Erdreich mit Pflanzen
6. Nachspannen Seilzugglieder
7. Anbringen Bewässerungssystem, Anschlussarbeiten für Entwässerung